Im Rahmen unserer geschichtlichen Aufarbeitungen anlässlich der 850-Jahrfeier hat sich die "Brauchtumsgruppe" mit der Situation der Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg beschäftigt. Diese Zeit war sicher für den Ort aber auch die Heimatvertriebenen eine besondere Herausforderung. Immerhin stieg die Bevölkerungszahl damals von nun auf gleich um das doppelte. Alle diese Menschen mussten untergebracht und integriert werden. Einige sind geblieben, sie haben den Ort mitgeprägt, andere sind weitergezogen nach Alsfeld, Lauterbach oder noch weiter weg.
Wir haben eine Zeitzeugin von damals gewonnen, Frau Eichler, uns zu erzählen, wie sie die Situation nach dem Krieg, ihre Vertreibung 1946 aus dem Sudentenland und ihre Einquartierung hier in Hopfgarten erlebt hat. Vielleicht regen uns diese Erlebnisse auch an, über die aktuelle Flüchtlingssituation weiter nachzudenken.
Vom Zigeuner zum Nachbarn!
So die Erfahrungen der heute 91- jährigen Frau Eichler, die 1946 mit Bruder, Eltern und ihrem damals 3-jährigen Sohn hier nach Hopfgarten kam, vertrieben aus ihrer Heimat dem Sudetenland.
Der Empfang damals war emotional nicht leicht zu verkraften nach der strapaziösen und entbehrungsreichen Fahrt in Viehwaggons- "man schimpfte uns Zigeuner und schlug die Tür vor der Nase zu" -
aber das Eis war schnell gebrochen nachdem Bürgermeister Schäfer ein Willkommens-Essen im Schulhof für alle Flüchtlingen gab. "Das erste mal, dass wir uns richtig satt essen
konnten!"
Doch dann gab es auch noch große Hilfsbereitschaft im Dorf.
Frau Eichler zusammen mit Ihrem Neffen Klaus Schiffner
Lebendig und direkt erzählte sie von Ihren Erfahrungen und Begegnungen mit den Hopfgärtern.
Das DGH hatte sich fein gemacht für dieses Ereignis mit bequemen Zuschauerstühlen und einem 50er Jahre Ensemble rund um die Erzählerin. Dass die Zeit noch viele bewegt, war an den Fragen, den lebhaften Nachgesprächen und der hohen Besucherzahl ablesbar.
Insgesamt wieder eine gelungene Veranstaltung.
Gut besucht war unser Mittagstisch am 29.10. und geschmeckt hat es auch wieder hervorragend. Dank den Köchinnen!
Auch das Ambiente stimmte, schön gedeckte Tische mit Kastanien und Herbstlaub und den letzten Blümchen aus dem Garten.
Dank auch hier den Helfern bei Auf- und Abbau.
Am Tag davor waren dann auch endlich noch die Glasschiebetüren für unsere Vitrine mit der Gesangsvereinsfahne montiert worden, was allerdings dazu führt, dass sie nun auf Bildern spiegelt.
Nach dem Dessert (Pudding mit beschwipsten Zwetschgen) stand dann der erste Abschnitt der Lesung und zum Kaffee noch ein zweiter Teil auf dem Programm.
Eva Vornberger las Ausschnitte aus den Erinnerungen der Johanna Heddrich, die 1949 mit ihren Geschwistern nach Brauerschwend kam. Diese Aufzeichnungen hatte uns dankenswerterweise der Bruder der leider bereits verstorbenen Autorin zur Verfügung gestellt.
Mit der Lesung schlossen wir an die Erzählungen von Frau Eichler im Frühsommer an, die auch unserer Einladung gefolgt war. Damals stand die Ankunft in der neuen Heimat hier in Hopfgarten im Blickfeld. Diesmal war es die Kriegs-Zeit im Sudetenland und danach bis zur Vertreibung.
Die damals 16-jährige Johanna Heddrich hatte nach dem Tod der Mutter alleine die Verantwortung für ihre 4 Geschwister im Alter von 14, 12, 9 und 2 Jahren, da der Vater als Soldat an der Front war und bei Kriegsende dann in Gefangenschaft kam. Unterstützt wurde sie aber von einem großen Verwandtenkreis in Asch (Grenzgebiet zu Bayern, heute Tschechische Republik).
Mit viel Humor beschreibt sie z.B. die Schmuggelei nach Bayern, ja selbst die letzten Stunden im Haus mit den kleinen Bosheiten, die man sich für die Tschechen damals so einfallen ließ.